Finanzkrise

Zehn Jahre nach Lehman – was brachte die meisten Prozente?

von Carola Tunk

Natürlich: Mitte September 2008 lag nichts ferner als der Gedanke, Aktien oder Aktienfonds zu kaufen. Die Bilder von Mitarbeitern, die nach der Pleite der einst stolzen Investmentbank Lehman Brothers ihre Büros räumten, gingen um die Welt, und die Börsen schienen nach diesem Schock ins Bodenlose abzustürzen. Niemand hatte wirklich einen Plan, ob und wie es mit der Weltwirtschaft weitergeht. Schon gar nicht die Politik, die in eher hilflos wirkenden Appellen Garantien für Sparkonten aussprach, die im Ernstfall nie einzuhalten gewesen wären.

Und doch gab es kaum einen besseren Zeitpunkt, sein Sparkonto zu räumen und an die Börse zu tragen. Beispiel Dax: Der deutsche Leitindex notierte am Tag nach der Lehman-Pleite bei 5.965 Punkten, heute sind es mehr als 12.000 Punkte. Der amerikanische Technologie-Index Nasdaq Composite stieg im gleichen Zeitraum von 2.200 auf 7.950 Punkte – ein Plus von 261 Prozent. Mit einzelnen Aktien waren sogar noch deutlich höhere Gewinne drin. Allerdings immer mit dem Risiko, schlimmstenfalls den kompletten Einsatz zu verlieren.

Bei Fonds ist letzteres aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Streuung quasi per Definition ausgeschlossen. Deshalb lohnt es sich, auch einmal einen Blick auf die besten Aktienfonds der vergangenen zehn Jahre zu werfen. Ganz vorn liegt der Candriam Equities Biotechnology, der 529 Prozent zulegte. Den zweiten Platz belegt der Medical Biohealth mit 468 Prozent, dicht gefolgt vom DNB Fund Technology (464 Prozent).

Eine Aufforderung, nun sein gesamtes Sparvermögen einem dieser eng begrenzten Branchenfonds anzuvertrauen? Keineswegs. Aber der Appell, einmal über ein Bonmot des verstorbenen Alt-Spekulanten André Kostolany nachzudenken: „Die Börse schwankt, aber sie geht nicht unter.“ Welche Verwerfungen die Zukunft auch bringen mag – in einem breit gestreuten Aktien-Portfolio ist das eigene Vermögen allemal besser angelegt als auf dem Sparkonto. Und vielleicht sogar sicherer.

Technologie-Leader made in Germany – gibt’s das?

Wer an weltbekannte Technologiefirmen denkt, landet unweigerlich bei Namen wie Apple, Microsoft oder Google. Von Samsung einmal abgesehen scheint der Sektor fester denn je in amerikanischer Hand, während von deutschen Mitspielern weit und breit nichts zu sehen ist. Bis auf SAP natürlich: Die Software-Schmiede aus Walldorf bei Heidelberg gilt seit Jahren als Weltmarktführer für auf Unternehmens-bedürfnisse zugeschnittene Programme.

Blickt man etwas genauer hin, gibt es jedoch eine ganze Reihe weiterer Tech-Firmen aus Deutschland, die folgende Kriterien der Universität St. Gallen erfüllen und sich deshalb „Weltmarktführer“ nennen dürfen. Erstens: Sie weisen in ihrem Segment den höchsten oder zweithöchsten Marktanteil auf. Zweitens: Ihr Jahresumsatz beträgt mehr als 50 Millionen Euro. Drittens: Mehr als die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem Ausland. Und viertens: Sie sind auf mindestens drei Kontinenten aktiv. Beispiele sind die Darmstädter Software AG, der Aachener LED-Spezialist Aixtron oder Nemetschek, ein in München ansässiger Entwickler für Architekten- und Planungssoftware.

Viele der kleineren Tech-Champions sind börsennotiert und haben sogar einen eigenen Index – den Tec-Dax. Und der aus 30 Unternehmen bestehende Dax-Ableger muss sich keineswegs hinter dem Aufschwung des berühmten US-Vorbilds Nasdaq Composite verstecken: Über zehn Jahre beträgt das Kursplus knapp 300 Prozent. Selbst im eher mageren Umfeld der vergangenen zwölf Monate sprang noch ein Wertzuwachs von 22 Prozent heraus.

Ob sich die Erfolgsgeschichte nahtlos fortsetzen lässt, erscheint allerdings fraglich. Zum Stichtag 24. September 2018 wird nämlich eine Änderung wirksam: Mit der Einführung des Doppel-Listings kommen als neue Tec-Dax-Schwergewichte die Deutsche Telekom, Infineon, SAP und Wirecard hinzu. Das verringert die Streuung. Zudem bleibt weniger Platz für aufstrebende Unternehmen, die in der Vergangenheit einen Großteil der Performance beisteuerten. Ein Grund mehr, in diesem Bereich auch künftig eher auf aktiv gemanagte Fonds zu setzen. Auf kleinere deutsche Unternehmen spezialisierte Aktienfonds wie Lupus Alpha Smaller German Champions oder DB Platinum IV Platow konnten seit 2008 mühelos mit dem Tec-Dax mithalten und sind deutlich flexibler in ihrer Zusammensetzung als ein Indexfonds (Fachbegriff: ETF).

Wer darf sich künftig noch privat krankenversichern?

Kürzere Wartezeiten, Chefarzt-Behandlung, keine Zuzahlung bei Medikamenten und anderen medizinisch verordneten Leistungen – die Mitgliedschaft in der privaten Krankenversicherung hat ihre Vorteile. Der jedoch auch Nachteile gegenüberstehen. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung muss zum Beispiel jedes einzelne Familienmitglied separat versichert werden. Auch steigende Prämien im Alter sind ein Thema, das Privatversicherte seit Jahren begleitet. Ein Tipp deshalb vorweg: Der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung sollte grundsätzlich nur mit Beratung und nach gründlicher Abwägung aller Konsequenzen erfolgen.

Unabhängig davon gibt es eine Änderung, die alle Wechselwilligen betrifft: Die Einstiegshürde wird höher. Bisher kann sich als Arbeitnehmer privat versichern, wer im Jahr brutto mindestens 59.400 Euro verdient. Dieser Versicherungspflichtgrenze genannte Betrag steigt Anfang 2019 auf 60.750 Euro. Wer darunter liegt, dem bleibt nur die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Kasse. Ausgenommen sind Selbstständige, Beamte und Studenten, für die es keine Pflichtgrenze gibt.

Auch für gesetzlich Versicherte ändert sich 2019 etwas. Im folgenden Jahr gilt nämlich eine höhere Beitragsbemessungsgrenze, sie steigt von brutto 53.100 Euro auf 54.450 Euro oder – auf den Monat umgerechnet – von 4.425 Euro auf 4.537,50 Euro. Übersteigt der Bruttolohn eines Arbeitnehmers die Beitragsbemessungsgrenze, so wird der Versicherungsbeitrag höchstens von diesem Grenzbetrag erhoben. Ist er erreicht, bleiben die absolut zu zahlenden Beiträge zur jeweiligen Versicherung konstant. Folglich sinkt der prozentuale Anteil des Krankenversicherungsbeitrags am Bruttoeinkommen. In der Konsequenz heißt das: Für gutverdienende Arbeitnehmer wird die gesetzliche Krankenversicherung aufgrund der höheren Beitragsbemessungsgrenze teurer, weil die Beiträge künftig erst ab einem Monatsbruttoverdienst von 4.537,50 Euro gedeckelt sind.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“