Zum Auto die Batterie

Volkswagen investiert Milliarden in eigene Batterieproduktion

von Moritz Weinstock

Wenige Tage nach der Präsentation des ID.3 verkündet Volkswagen Investitionen in Milliardenhöhe für eigene Batterieproduktion im niedersächsischen Salzgitter

— UPDATE —

Kaum eine Woche ist seit der Vorstellung des ersten Elektroautos ID.3 (siehe unterer Teil des Artikels) von Volkswagen vergangen, schon verkündet der Konzern seine nächste Strategieoffensive. Um wie geplant zum führenden Hersteller von Elektroautos zu werden, will man nun auch die Batterieproduktion in die eigene Hand nehmen.

„Im Rahmen unserer umfangreichen Elektro-Offensive wollen wir unsere Batteriekapazitäten im Rahmen von strategischen Partnerschaften absichern“

Hans Dieter Pötsch (Volkswagen-Aufsichtsratschef)

Geplant ist der Ausbau des bisherigen Forschungszentrums im niedersächsischen Salzgitter. Zwar gibt es noch Vorbehalte zum Standort Deutschland für die Batterieproduktion, sollten die Rahmenbedingungen jedoch stimmen, ist man bereit rund eine Milliarde Euro in den Ausbau des Forschungszentrums zu investieren. Ziel sei es, den kompletten Prozess der Wertschöpfungskette für die Batterieproduktion abzudecken, vom Rohstoff über die Zelltechnologie bis hin zur Entsorgung alter Energiespeicher.

Partner aus der einschlägigen Industrie sind bereits gewonnen, wobei man noch offen ließ, um wen es sich dabei genau handelt.

Nichts scheint der Volkswagen AG ernsthaft zu schaden. Die Abgasskandale und Milliarden-Entschädigungen scheinen so gut wie vergessen. Hier und da kräht noch ein Hahn danach, den Endkunden juckt’s aber kaum noch. Diesen Anschein erweckt zumindest der Ansturm auf das neue Prestigeprojekt aus Wolfsburg. Mit dem ID.3 hat der Konzern am vergangenen Mittwoch ein preiswertes Elektroauto präsentiert und aus dem Stand Zehntausende überzeugen können. Zwar handelt es sich bei dieser Zahl vorerst nur um Vorbestellungen, die mit einer Anzahlung von 1.000 Euro konkretisiert werden mussten. Dennoch hatte man mit einem solch hohen Interesse offenbar kaum gerechnet.

Serverprobleme

Das wurde vor allem dadurch offensichtlich, dass die externen Server, über die der Konzern die Vorbestellungen abwickelt, aufgrund der hohen Zahl von Registrierungen fast in die Knie gezwungen wurden.

Warum das Auto, das vom Look und Platzangebot irgendwo zwischen Golf Plus und Passat schwebt, so sehr begeistern konnte, ist schwer festzumachen. Allerdings ist der Einstiegspreis in das Elektrosegment bei Volkswagen mit 30.000 Euro für die Basisversion des ID.3 deutlich attraktiver, als der der Konkurrenz. BMWs i3 liegt beispielsweise bei derzeit rund 38.000 Euro, bei Tesla geht es mit dem Model 3 erst bei sportlichen 46.800 Euro los.

Die Vorbestellungen betrafen zwar die auf 30.000 Stück limitierte Sonderversion ID.3 1ST. Sie soll preislich bei knapp 40.000 Euro liegen. Dafür bekommen Kunden eine umfangreiche Ausstattung, ein großes 58-kWh-Batteriepaket, das eine Reichweite von 300 – 420 Kilometer bieten soll und den Strom für das erste Jahr kostenlos on Top.

Standort Zwickau

Für Volkswagen liegt die Zukunft in der Elektromobilität. Rund 1 Milliarde Euro investiert man derzeit in dem Umbau des Werks in Zwickau sowie die Umschulung der rund 8.000 Mitarbeiter. 2.800 Leute wurden bereits umgeschult, zudem wurden gut 1.500 Roboter für die Fertigungsstraßen angeschafft, die Hälfte davon sei bereits einsatzbereit.

Die Ziele für den Produktionsstart im November sind dabei nicht zu gering gesteckt. Lange hat man in Wolfsburg mit dem Thema Elektromobilität auf sich warten lassen. Nun will man Tesla überholen und baldmöglichst 1.500 Fahrzeuge pro Tag produzieren. Bis der erste ID.3 jedoch beim Endkunden in der Garage steht, wird es wohl noch dauern. Wenn alles nach Plan läuft, sollen Ende diesen Jahres die ersten Serienmodelle vom Band rollen.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.