Startup-Barometer 2019

Warum es Gründer in Paris leichter haben als in Berlin

von Moritz Weinstock

Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young hat ihren neuesten Bericht zur StartUp-Szene Europas vorgelegt. Die Überraschung: In Paris wird erstmals mehr Geld locker gemacht als in Berlin.

Wer heute eine gute Geschäftsidee hat, wird nicht junger Unternehmer sondern darf sich Gründer nennen und in der Welt der StartUps mitspielen. Die boomt, nicht nur im Silicon Valley. Auch in Europa florieren die Neugründungen. Dabei kristallisieren sich die Hauptstädte der Länder zunehmend als fruchtbare Gründer-Böden heraus. Allen voran: London, mit Investitionen in Höhe von mehr als fünf Milliarden Euro. Das war nicht nur gefühlt schon immer so, sondern zeigt auch die aktuellste Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die soeben veröffentlich wurde.

Paris überholt Berlin

Ziel der Studie war es, die Investitionen in europäische StartUps, die nicht älter als zehn Jahre sind, zu untersuchen. Dabei hat sich gezeigt: Im ersten Halbjahr 2019 flossen stolze 2,1 Milliarden Euro in Paris-ansässige Unternehmen. Damit überholte die französische Hauptstadt erstmals Berlin (zwei Milliarden Euro an Investitionen), das bisherige Mekka der europäischen StartUp-Welt.

Im Jahr 2018 durften sich Berliner Wachstumsunternehmen, wie die jungen, aufstrebenden Firmen auch genannt werden, noch über Investitionen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro freuen. Wer jetzt allerdings einen Abwärtstrend vermutet, liegt falsch. Nur Dänemark hat 2019 im Ranking einen leichten Rückgang bei der Zahl der abgeschlossenen Deals zu verzeichnen. Anders sieht es im restlichen Europa aus.

Europa im Finanzierungs-Boom

Denn laut einem Interview von DW mit Hubert Barth, dem Geschäftsführer von EY in Deutschland, erhalten „immer mehr Startups [erhalten] frisches Kapital, und auch die investierten Summen klettern auf Rekordniveau. Gerade sehr große Deals boomen: Europaweit hat sich die Zahl der Transaktionen, bei denen 100 Millionen Euro und mehr geflossen sind, von zwölf auf 26 mehr als verdoppelt.“

Selbst im von Brexit-Debatten geplagten Großbritannien, konnte die „Zahl der Deals um vier Prozent gegenüber der Vorjahresperiode, in Frankreich um 16 Prozent und in Deutschland um 19 Prozent“ gesteigert werden, wie es in der Studie heißt.

Schweiz vor Spanien und den Niederlanden

Die Größe eines Landes ist nicht gleichbedeutend mit der Zahl der Deals und Höhe der Investitionen in StartUps. Auch das zeigt der Blick in die Studie. Denn obwohl mit Großbritannien, Deutschland und Frankreich bereits einige der größten Länder Europas die Top3 in puncto abgeschossener Deals belegen, so müssen Spanien und die Niederlange auf niedrigere Plätze verwiesen werden. Erstaunlich ist hingegen, dass die Schweiz nach Schweden (Platz vier) den fünften Platz belegt. Etwas anders sieht es aus, wenn man sich die Höhe der Investitionen anguckt. Hier hat London mit fast sechs Milliarden Euro klar die Nase vorn.

Die Top 5 Unternehmen Europas

Nur wohin fließt all das Geld denn? Die Frage ist leicht beantwortet: OneWeb, Northvolt, Greensill Capital, Deliveroo und GetYourGuide sind die Unternehmen mit den höchsten Investitionsrunden des ersten Halbjahres 2019. Für sie gab es Finanzspritzen zwischen 400 Millionen und 1,1 Milliarden Euro! Wenn du ein Unternehmen gründen willst, ist jetzt also ein guter Zeitpunkt dafür. Die Wahl des Standorts scheint dabei mindestens ebenso wichtig, wie die Geschäftsidee selbst. London, Paris und Berlin – hier solltest du Lager aufschlagen, denn laut EY wurden „rund drei von zehn Finanzierungsrunden (…) in diesen drei Metropolen verzeichnet.“

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.