Alle Welt redet über „Flattening the Curve“. Das ist der Versuch, durch rigide Maßnahmen den Anstieg der Covid-19-Erkrankungen über einen langen Zeitraum zu strecken. Das ist wohl zur Zeit die offizielle Regierungspolitik. Ziel ist es, die schweren Krankheitsfälle unter die Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems zu drücken. Die Logik dieses Vorgehens ist auf den ersten Blick einleuchtend.
Der Nachteil liegt allerdings darin, dass die massiv einschränkenden Maßnahmen für die Gesamtbevölkerung und damit die Wirtschaft über einen langen Zeitraum von bis zu 2 Jahre erhalten bleiben müssen.
Wir haben deshalb bei Zaster einmal eine weitere Kurve simuliert. Sie zeigt den Effekt der Maßnahmen auf die mittelfristige Entwicklung des Bruttosozialproduktes (BSP). Genauer gesagt, um wieviel das BSP auf Sicht von 3 bis 5 Jahren nachhaltig kollabiert.
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es einen sogenannten Point of no Return gibt. Wird dieser auf der Zeitachse überschritten – bleiben also die rigiden Maßnahmen zu lange erhalten – müssen wir trotz aller Interventionen der Zentralbanken und der Staaten nicht von einer Rezession, sondern von einer sich exponentiell beschleunigenden Depression unserer Wirtschaft ausgehen.
Die Folge wären eine kombinierte Wirtschafts- und Finanzkrise vom Ausmaß der Weltwirtschaftskrise von 1929. Dann könnte es ein Jahrzehnt und mehr dauern, bis das BSP-Niveau, also unser Wohlstands- und Beschäftigungsniveau, von vor Corona wieder erreicht wird. Neben den dramatischen sozialen Folgen einer Verarmung großer Teile der Bevölkerung hätte eine solche Entwicklung auch schlimme gesundheitliche Folgen.
Mathematik als Begründung politischen Handelns sieht zwar nett aus, taugt aber nichts, wenn ich nur eine Gleichung löse und den Rest des Gleichungssystems einfach ignoriere.
Eine Lancet-Studie von 2016 kam zu dem Ergebnis, dass die Finanzkrise von 2008 allein in den OECD-Ländern 260.000 mehr Krebstote hervorgerufen hat. Deutlich schlimmer müssten dann ja wohl die Folgen einer wie oben beschriebenen Depression sein.
Auch hierzu gibt es eine Lancet-Studie – aus dem Jahr 2018. Sie postuliert – als Folge der Eurokrise –einen Anstieg der Sterblichkeitsrate in Griechenland zwischen 2010 und 2016 von schlimmen 17,8 %!
Das wären für Deutschland allein über 100.000 Todesfälle im Jahr.
Was sagt uns das? Mathematik als Begründung politischen Handelns sieht zwar nett aus, taugt aber nichts, wenn ich nur eine Gleichung löse und den Rest des Gleichungssystems einfach ignoriere.
Und noch mehr zeigt es uns, dass wir unbedingt vermeiden müssen, den Point of no Return zu erreichen oder gar zu überschreiten. Die Folgen wären nicht nur ökonomischer, sondern ganz menschlich-tragischer Natur.
Die Zaster-Kurve zur Coronakrise
Oben sehen wir die beiden wohl berühmtesten Funktionen Deutschlands. Mit ihnen begründet die Regierung ihr Handeln.
Unten sehen wir die ZASTER-Kurve der Wirtschaftsentwicklung unter der Annahme der obigen Maßnahmen.
Die Zeitachse ist für beide gleich. Die untere Kurve zeigt die akkumulierte mittelfristige Schrumpfung des BSP unter sein normales Niveau auf Sicht von 3 bis 5 Jahren. Damit ist die Zeitachse zugleich die Ziellinie des erwarteten zukünftigen Bruttosozialprodukts ohne die „Flattening the Curve“-Maßnahmen.
Wir wir sehen, passiert trotz des Shutdowns für einige Zeit, wahrscheinlich für maximal 1 bis 3 Monate, zunächst nur sehr wenig. Das liegt daran, dass die stimulierenden Effekte der Zentralbanken und der steigenden Staatsausgaben die negativen Folgen des Shutdowns auf Sicht einiger Jahre mehr oder weniger kompensieren.
Mit der Zeit fällt die Kurve immer schneller, weil der Nutzen der staatlichen Mehrausgaben hinter den Folgeschäden der Quarantänemaßnahmen verblasst. Erreicht die Kurve die beiden gestrichelten gelben Linien wird es gefährlich: Irgendwo zwischen ihnen liegt der Point of no Return.
Von da an verstärken sich die real- und finanzwirtschaftlichen Krisen so sehr, dass nichts mehr hilft und die Wirtschaft fällt im wahrsten Sinne des Wortes für Jahre in ein tiefes Loch.