Die erste echte Weltwährung?

Facebook plant eigene Kryptowährung

von Moritz Weinstock

Kryptowährungen, immer diese Kryptowährungen. Gerade berichteten wir noch, dass der Bitcoin kaum als Zahlungsmittel genutzt wird, schon kommt Facebook mit eigenen Plänen zu einer digitalen Währung ums Eck. Doch was hat es mit dem sogenannten Libra auf sich?

—UPDATE—

Facebook’s Kryptowährung wird Libra heißen und bekommt finanzkräftige Unterstützung von über zwölf Unternehmen. Darunter: Visa, Mastercard, Paypal und Uber. Jedes Unternehmen investiere laut Wall Street Journal rund zehn Millionen US-Dollar, um die Kryptowährung zu finanzieren und eine Verwaltungsorganisation mit dem Namen Libra Association zu bilden. Welche Formen der Bezahlung Nutzer damit genau ermöglicht werden soll, will Facebook in der kommenden Woche verraten. Wir halten dich auf dem Laufenden.

Digitale Währungen, sogenannten Kryptowährungen werden vorsichtigen Schätzungen zufolge derzeit weltweit von etwa 30 Millionen Menschen genutzt. Facebook möchte das ändern und plant deshalb ein eigenes Bezahlsystem mit Blockchain-Technik anzubieten.

Konkret könnten ab dem kommenden Jahr mehr als 2 Milliarden Menschen, die täglich auf den Social-Media-Plattformen von Facebook unterwegs sind (Facebook, WhatsApp und Instagram), von der Währung profitieren.

Denn: Libra, wie die Währung heißen wird, soll den weltweiten Zahlungsverkehr revolutionieren, wie es einst auch die Idee des Bitcoin war. Der hat sich allerdings aufgrund enormer Preisschwankungen in den letzten Jahren zunehmend zu einem Spekulationsobjekt entwickelt, mit dem gehandelt und Geld verdient, statt gezahlt wird.

Wie Facebook es schaffen will, eine preisliche Stabilität für den Coin zu gewährleisten und folglich als Zahlungsmittel weltweite Standards zu setzen, ist derzeit noch unklar. Das genaue Konzept zur neuen Währung präsentiert Facebook erst am 18. Juni 2019, wenn sie das sogenannte Whitepaper veröffentlichen werden, eine Art Aufschlüsselung des Verfahrens hinter einer Kryptowährung. Heißt: Wie funktioniert die Bezahlung? Was ist die Technik dahinter? Wer kann wie darauf zugreifen? Was ist damit alles möglich?

Libra: ein stabiler Coin?

Fest steht allerdings, dass die Währung nicht an den amerikanischen Dollar gebunden sein wird, wie es beispielsweise Gold früher war, um den Wert des Papier-und Münzgeldes aufrecht zu erhalten. Stattdessen wird Libra größer gedacht. Um den Wert dauerhaft stabil halten zu können, möchte man mit Fiat-Währungen, also allen Währungen der Welt, kooperieren. Nutzer sollen die jeweilige Landeswährung in Libra umtauschen können, was das „Facebook-Geld“ folglich zu einer Art Weltwährung machen könnte.

Derzeit gehen Finanzexperten aber davon aus, dass es sich bei Libra vielmehr um eine Art digitale Wechselstube handeln könnte, ähnlich dem Online-Bezahldienst PayPal, bei dem Nutzer Geld in digitale Konten einzahlen und über diese dann Zahlungen abwickeln.

Für Facebook, das in den vergangenen Jahren stets mit Skandalen um die Weiterverarbeitung von Nutzerdaten Schlagzeilen machte, schlummert hier ein besonders großer Schatz. Denn: sensible Daten über das Kaufverhalten seiner Nutzer, kann Facebook derzeit nur beschränkt sammeln, zum Beispiel wenn du über Werbung auf seinen Plattformen zu Unternehmen weitergeleitet wirst und dort einkaufst.

Noch sind also viele Fragen offen. Libra wird kommen, so viel ist sicher. Wichtig für den Erfolg der Kryptowährung ist allerdings, dass sie von den Menschen akzeptiert wird, wie der Blockchain-Experte David Gerard in einem Interview mit BBC zu bedenken gibt:

Normal people don’t want to deal with a currency that’s going up and down all the time.

David Gerard, Blockchain-Experte
ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.